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Month: Oktober 2014

Abflug

Abflug

Die Kraniche sind nicht mehr lange hier. Wir auch nicht. Das Land ist wunderschön, die Kraniche sind es, die Schwäne, die Gänse. Ein wunderbarer weißer Strand, idyllische strohgedeckte Häuser auf der Insel. Eine Zwischenstation. Für die Urlauber wie für die Kraniche wie für uns. Dieser Winter wird keine Ruhe bringen. Eine dunkle Zeit jetzt. Nach Weihnachten wird es wieder heller. In der Bank traf ich die syrische Familie. Vater Mutter Sohn, vereint. Sonnenstrahlen im Gesicht. Sie hatten mich nicht gleich…

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Die unperfekte Seite

Die unperfekte Seite

Das Wetter ist beides. Nich mehr warm, noch nicht kalt. Wolkig und glücklich. Es könnte jeden Moment regnen, es könnte jeden Moment die Sonne durchbrechen. C.G. Jung sagt: Werte, Einstellungen und Lebensweisen, die uns am Morgen des Lebens wichtig waren, verändern sich und sind am Nachmittag des Lebens für uns sogar falsch. In seinem Artikel „Die Lebenswende“ von 1930 schreibt er, dass der Morgen des Lebens von Dynamik und Ehrgeiz geprägt ist, vom Dinge erschaffen, Karriere machen, uns an Erfolgen…

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Streik der Lebensfreude

Streik der Lebensfreude

Sonntag am Strand, die Luft wie Seide, sehr leichter Wind nur, mit Kaffee und Kuchen und der syrischen Familie, mit Blick aufs Meer, auf weiße Wolken, auf blaue Stellen am Himmel. Menschenleer die Küste am letzten Sommertag. Die Lokführer streikten fünfzig Stunden lang. Gestern fuhren sie wieder, gestern begannen die Piloten ihren Streik. Unser Ferienkind kam mit dem Langstreckenbus. Die Busunternehmen danken den Streikenden über das Internet. Jeder hier in Deutschland hat das demokratisch fundamentale Recht zu streiken. Die Einen…

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Schau mal!

Schau mal!

Gestern am frühen Abend flogen wieder die Kraniche über den Deichweg. Kurz nach siebzehn Uhr ging es bereits los. Es war dunkler als sonst, Nebel und Regenwolken hingen tief. Sonst kommen sie kurz vor Sonnenuntergang. Gestern war schon vorher Dämmerung. Auf meinen Brillengläsern immer neue Regentropfen, am Himmel immer neue Kranichzüge. Zwischen krächzenden Schreien vieler Gruppen flog eine Formation stumm über mich hinweg. Die Züge tauchten aus dem verwischten Grau des Horizonts auf, wurden größer, klarer; manche teilten sich vor…

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Blendender Einfall

Blendender Einfall

Abend. Die Nebelstille auf dem Balkon ist absolut. Straßen, Häuserfassaden und Dächer, Bäume, alles trieft. Die Luft ist so feucht, aber ich traue mich nicht zu husten. Leise Geräusche werden vom Nebel geschluckt, lautes Husten könnte die schlafende Stadt wecken. In der Plattenbauwohnung der syrischen Familie leuchten alle Gesichter. Der Ehemann und Vater ist endlich auf dem Weg. Gestern bekam er im Libanon sein Visum, heute ist er in Berlin aus dem Flieger gestiegen, morgen kommt er mit dem Zug…

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Aufstellen

Aufstellen

Unsere Vergangenheit ist oft nicht vergangen, und die Toten sind nicht tot. Die alte Familie klebt an uns wie Gespenster, die uns erschrecken. Immer wieder, bis wir sie anschauen. Lange. Bis wir sagen: Ich sehe dich. Und manchmal: Ja, dir ist Unrecht geschehen. Manchmal warten auch wir, bis zu uns jemand von ihnen sagt:: Ich habe dir Unrecht getan, es tut mir so leid. Anders geht kein Ausgleich. An manchen Punkten im Leben dürfen die Gestorbenen auferstehen und die Lebenden…

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Die Hymne

Die Hymne

Das Beste ist, sagt die syrische Mutter von vier Kindern, dass die Nächte hier in Barth ruhig sind. Ihr vierjähriger Sohn lerne langsam wieder schlafen. Er gehe schon in den Kindergarten und er schreie auch nicht mehr. Ihre älteste Tochter hätte zu Hause ihren Traum gelebt – ein Medizinstudium in Aleppo. Die Zweitälteste hätte bereits ein Medizinstudium in der Tasche gehabt. Vorbei. Die dritte Tochter kommt Dienstags zu mir zum Klavierunterricht. Freundliche Christen haben das organisiert. Die syrische Familie sind…

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Goethes Fee

Goethes Fee

Immerhin, die Sonne war kurz da. Trotz vorausgesagter null Sonnenstunden hier am Ende des breiten grauen Streifens, der sich auf der Wetterkarte quer über Deutschland zog. Die Sonne ist immer da, auch mit einer graublauen Decke zwischen ihr und mir. Cash möchte gassi gehen, er legt mir sein Spielzeug vor die Füße und schaut aus seinen klugen freigeschnittenen Augen direkt in meine. Nachher, sage ich und nicke ihm zu. Du wirst warten müssen. Das fällt ihm schwer, er ist so…

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Neue Wege, neue Menschen, neuer Ort

Neue Wege, neue Menschen, neuer Ort

Die Kraniche nehmen andere Wege in diesem Herbst. Sie fliegen nicht über Barth, nicht über den Deichweg auf der linken Seite des Barther Boddens. Wenn ich mit Cash, unserem Hund, dort entlang gehe, ist der Weg leer. Unerfüllte Erwartungen. Die großen Vögel kommen aus Südwesten. Überqueren die Meiningenbrücke zwischen Bresewitz und dem Zingst, als würden sie eine Brücke für ihren Weg brauchen. Als würden sie schaufliegen extra für die Touristen, die bereits Stunden vor dem großen Anflug ihre Autos dort…

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